biblio: Re: biblio-forum digest, Vol 1 #292 - 3 msgs

Familie Zehetmayer e.zehetmayer at aon.at
Do Jul 4 10:00:42 CEST 2002


Liebes Forum, lieber Reinhold,
in der Bibliothek der Pfarre Aigen ist Psychologie heute eine der
beliebtesten Zeitschriften, bei uns ist sicher das Juni-Heft im Bestand und
wir können den gewünschten Artikel auf Wunsch gerne kopieren. Schöne
Julitage wünscht Elisabeth Zehetmayer
----- Original Message -----
From: <biblio-forum-admin at horus.at>
To: <biblio-forum at horus.at>
Sent: Thursday, July 04, 2002 6:27 AM
Subject: biblio-forum digest, Vol 1 #292 - 3 msgs


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>   1. Lesen (Martina Lainer)
>   2. Re: Lesen (Reinhold.Ritt)
>   3. Thomas Anz (Oesterr. BibliotheksWerk)
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> Message: 1
> From: "Martina Lainer" <martina.lainer at biblio.at>
> To: biblio-forum at horus.at
> Date: Wed, 3 Jul 2002 13:47:44 +0200
> Subject: biblio: Lesen
> Reply-To: biblio-forum at horus.at
>
> Liebes Forum,
> die Zeitschrift "Psychologie heute" (übrigens eine für den
> Bibliotheksbestand empfehlenswerte populärwissenschaftliche
> Zeitschrift) vom Juni 2002 befasst sich in einem Artikel von Thomas
> Anz (Autor von Büchern wie "Lust am Lesen" oder "Literatur und
> Lust") mit dem Thema Lesen. Wie seine Buchtitel schon erahnen
> lassen, greift er das Thema von der lustbetonten Seite auf. Als ich
> mich mit dem Projekt "Lesen im Alter" beschäftigte, stieß ich auf die
> Flow-Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi ("Flow, das Geheimnis des
> Glücks", Klett-Cotta) und entdecke ihn nun hier wieder. Das
> Flowerleben ist dargestellt als intensives Beisichsein und doch über
> sich Hinausgehen, das Anstrengung voraussetzt, dann aber in ein
> absolutes Glücksgefühl übergeht. Lesen, so der Glücksforscher aus
> Cicago, ist die "am meisten erwählte Flow-Tätigkeit der Welt." In
> diesen Zusammenhang passen auch die Überlegungen von Verena
> Kast über die Langeweile ("Vom Interesse und dem Sinn der
> Langeweile", Walterverlag).
> Allen, die gute Argumente für das lustvolle Lesen brauchen, sei
> dieser Artikel sowie die erwähnten Bücher wärmstens ans Herz
> gelegt.
> Da Sommerzeit für viele Menschen auch Lesezeit bedeutet, wünsche
> ich allen einen an Lektüre reichen Urlaub.
> Liebe Grüße
> Martina Lainer--------------------------------------------------------
> * * biblioquiz im cyberspace 2002 * *
>     http://www.biblio.at/biblioquiz2002/
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> Tel +43 / 662 / 8818 66  www.biblio.at
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>
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> Message: 2
> From: "Reinhold.Ritt" <reinhold.ritt at eb.salzburg.at>
> To: <biblio-forum at horus.at>
> Subject: Re: biblio: Lesen
> Date: Wed, 3 Jul 2002 15:45:55 +0200
> charset="iso-8859-1"
> Reply-To: biblio-forum at horus.at
>
> Liebe Martina!
>
> Danke für Hinweis auf Thomas ANZ; hier ein Interview mit ihm; kannst Du
den
> Artikel kopieren ? - das Juni Heft war am Kiosk nicht mehr erhältlich
> Liebe Grüße
> Reinhold
>
> Thomas Anz
> Literatur und Lust
> von Lutz Hagestedt
>
> Glück und Unglück beim Lesen - C.H. Beck, München, 1998, 288 Seiten, 38
Mark
>
>
>  Hagestedt : Ist Lust etwas, das vom Text ausgehen muß, oder etwas, das an
> den Text herangetragen werden muß?
>
> Anz: Beides! Es gibt natürlich Texte, die dazu geeigneter sind, eine
> lustvolle Lektüre zu fördern, und es gibt Texte, die dazu weniger geeignet
> sind. Es gibt aber auch unterschiedliche Arten, Texte zu lesen, lustvoller
> zu lesen und weniger lustvoll zu lesen. Das Ideale ist, wenn ein Text, der
> so beschaffen ist, daß er Lust erregen kann, auch den richtigen Leser
> findet, der es versteht, lustvoll zu lesen.
>
>
> Hagestedt: Kann man dieses Buch als Anleitung verstehen, lustvoll zu lesen
> und lustvoll zu schreiben?
>
>
> Anz: Wenn man das kann - ich möchte das nicht entscheiden - dann würde ich
> mich natürlich darüber freuen. Ich habe mich bemüht, im Rahmen des
Möglichen
> auch so zu schreiben, daß dieses Buch lustvoll gelesen werden kann. Es
geht
> mir allerdings vor allem um eines, nämlich um den Versuch, zu erklären,
> warum man aus ganz verschiedenen Gründen beim Lesen von Literatur Lust
haben
> kann. Die Gründe dafür sind wirklich sehr unterschiedlich: Es gibt eine
Lust
> am Traurigen wie am Fröhlichen, eine Lust am Grauen wie am Schönen. Und
> diese ganze Palette von heterogenen Lüsten mal zu durchleuchten, genauer,
> nicht nur allgemein von der Leselust zu sprechen, sondern ihr auf den
Grund
> zu gehen, das war das Anliegen meiner Arbeit.
>
> Hagestedt: Auch die spröde auftretende Germanistik entwickelt bisweilen
ihre
> eigene Lust an analytischer Kompetenz. Sie ironisieren das ein bißchen.
>
> Anz: Ja, ich habe in diesem Buch von der lustlosen Literaturwissenschaft
> gesprochen. Das darf nicht mißverstanden werden. Die Literaturwissenschaft
> ist insofern lustlos, als sie nicht genauer danach fragt, woran die Lust
am
> Lesen besteht. Das heißt aber nicht, daß Literaturwissenschaftler, wenn
sie
> Texte analysieren und interpretieren, dabei nicht einen hohen Grad an
> Lustbefriedigung haben könnten. Zum Beispiel Strukturalisten, deren
Geschäft
> oft sehr trocken und rationalistisch aussieht, üben eine Tätigkeit aus,
die
> hochgradig lustvoll sein kann. Lustvoll kann dabei das Entdecken von
> Zusammenhängen sein, das Entdecken von Beziehungen zwischen Textteilen zu
> anderen Textteilen. Das hat manchmal den Lustcharakter eines
> Kreuzworträtsel-Spiels, das hat auch den Lustcharakter, den ein
Mathematiker
> haben kann, wenn er etwas entdeckt und auf eine einfache Formel bringt.
Und
> was da psychisch in uns vorgeht, wenn wir so etwas machen, auch das habe
ich
> versucht, in diesem Buch darzustellen.
>
> Hagestedt: Spannung, so eine These in Ihrem Buch, werde in der modernen
> Literatur über das Textende hinaus verlängert - strapaziert, könnte man
> sagen. Es entsteht eine Art lustvoller Spannungsschmerz. Was ist die
Ursache
> für diese Entwicklung?
>
> Anz: Lange Zeit hat man das Wohlgefallen an Literatur, die Lust auch an
> Literatur, mit dem Schönen gleichgesetzt. Mit Harmonie, Ordnung und
solchen
> Vorstellungen und Erlebnisweisen. In der modernen Literatur ist das häufig
> suspekt geworden. Man entdeckt hier, daß auch Disharmonien, Dissonanzen,
> Diskrepanzen, Widersprüche etwas Lustvolles sein können. Lustvoll deshalb,
> weil sie energiefördernd sein können - sie sind weniger beruhigend als
> erregend. Und dieses Lustpotential hat die Moderne in der Musik, in der
> Kunst und in der Literatur für sich entdeckt. Die völlige Ruhe, die
völlige
> Harmonie ist letztendlich nur im Tod zu haben, während Spannungen,
> Widersprüche zum Leben gehören. Diese Lebendigkeit in uns zu stimulieren,
> das ist vielfach ein Anliegen der Moderne.
>
> Hagestedt: Inwieweit können in diesem Sinne Schmerz und Angst lustvoll
sein?
>
> Anz: Schmerz und Angst haben, so leidvoll sie häufig empfunden werden,
doch
> große Vorzüge, nämlich unsere Gefühle überhaupt in Bewegung zu bringen.
> Nichts ist erregender als Angst, als ein großer Schmerz. Kafka hat einmal
> davon gesprochen, daß Literatur der Axthieb in das gefrorene Meer in uns
> sein muß. Dieses Erregungspotential von Angst und Schmerz nutzt Literatur
> regelmäßig aus, und sie kann das deshalb, weil wir beim Lesen auch eine
> gewisse Distanz dazu immer noch haben zu dieser Lust und dem Schmerz. Wir
> empfinden ihn einerseits mit, den Schmerz von Figuren, wir haben Angst mit
> ihnen, andererseits genießen wir auch die Distanz, die wir als Leser dazu
> haben, so wie wir sie auch im Fernsehsessel genießen oder im Kino.
>
>
> Hagestedt: Zusammenfassend könnte man sagen, daß eine bestimmte Dynamik
> Texte lustvoll macht.
>
> Anz: Ja, das ist die Dynamik von Lust und Unlust. Es gibt einen berühmten
> Ausspruch von Freud, der lautet: "Nur der Unglückliche phantasiert". Nur
der
> Unglückliche entwickelt den starken Wunsch nach Phantasien, die ihn
> glücklicher machen. Wenn nun aber wir Leser nicht unbedingt unglücklich
> sind, dann hat Literatur die Möglichkeit und auch die Aufgabe, uns
> unglücklich zu machen, um gleichzeitig auch die Möglichkeit
bereitzustellen,
> dieses Unglück, das wir durch Literatur erleben, auch wieder aufzuheben.
Das
> geschieht etwa im Märchen, im Happy End, nachdem die Figuren böseste
> Erfahrungen gemacht haben. Kurzum, die Literatur läßt ihre Leser leiden,
um
> dann in der Aufhebung des Leidens den Wechsel zum Glück genießbar zu
machen.
>
>
>
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martina Lainer <martina.lainer at biblio.at>
> An: <biblio-forum at horus.at>
> Gesendet: Mittwoch, 3. Juli 2002 13:47
> Betreff: biblio: Lesen
>
>
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> > Antworten mit "Reply" gehen an alle Listenteilnehmer/innen
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> >
> > Liebes Forum,
> > die Zeitschrift "Psychologie heute" (übrigens eine für den
> > Bibliotheksbestand empfehlenswerte populärwissenschaftliche
> > Zeitschrift) vom Juni 2002 befasst sich in einem Artikel von Thomas
> > Anz (Autor von Büchern wie "Lust am Lesen" oder "Literatur und
> > Lust") mit dem Thema Lesen. Wie seine Buchtitel schon erahnen
> > lassen, greift er das Thema von der lustbetonten Seite auf. Als ich
> > mich mit dem Projekt "Lesen im Alter" beschäftigte, stieß ich auf die
> > Flow-Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi ("Flow, das Geheimnis des
> > Glücks", Klett-Cotta) und entdecke ihn nun hier wieder. Das
> > Flowerleben ist dargestellt als intensives Beisichsein und doch über
> > sich Hinausgehen, das Anstrengung voraussetzt, dann aber in ein
> > absolutes Glücksgefühl übergeht. Lesen, so der Glücksforscher aus
> > Cicago, ist die "am meisten erwählte Flow-Tätigkeit der Welt." In
> > diesen Zusammenhang passen auch die Überlegungen von Verena
> > Kast über die Langeweile ("Vom Interesse und dem Sinn der
> > Langeweile", Walterverlag).
> > Allen, die gute Argumente für das lustvolle Lesen brauchen, sei
> > dieser Artikel sowie die erwähnten Bücher wärmstens ans Herz
> > gelegt.
> > Da Sommerzeit für viele Menschen auch Lesezeit bedeutet, wünsche
> > ich allen einen an Lektüre reichen Urlaub.
> > Liebe Grüße
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> Message: 3
> From: "Oesterr. BibliotheksWerk" <oebw at biblio.at>
> To: biblio-forum at horus.at
> Date: Wed, 3 Jul 2002 16:13:00 +0200
> Subject: biblio: Thomas Anz
> Reply-To: biblio-forum at horus.at
>
> Lieber Reinhold!
> Danke für das Interview, das eine gute Ergänzung zum Beitrag aus
> der Zeitschrift Psychologie heute darstellt. Gern kopiere ich dir den
> Artikel und lasse ihn dir zukommen. Dieses Angebot gilt natürlich
> auch für alle anderen Interessierten des Forums - einfach bei
> martina.lainer at biblio.at melden.
>
> Reinhard Ehgartner hat natürlich gleich recherchiert, ob die
> Juniausgabe von Psychologie heute im Netz zu finden ist. Die
> Zeitschrift ist online: http://www.beltz.de/html/frm_psyheu.htm
> Leider ist die Juniausgabe noch nicht im Archiv auffindbar. Aber
> vielleicht wird daran noch gearbeitet und es lohnt sich ein Versuch zu
> späterem Zeitpunkt.
>
> Nochmals Danke und liebe Grüße
> Martina Lainer
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