biblio: In memoriam Doris Mühringer

Elisabeth Zehetmayer elisabeth.zehetmayer at biblio.at
Mi Mai 27 09:22:56 CEST 2009


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in der Nacht vom 25. auf den 26 Mai ist in Wien die Lyrikerin Doris Mühringer 
verstorben.Eine große lyrische “ viel zu wenig beachtete- Stimme Österreichs ist 
verstummt. 
Anbei eine Erinnerung an diese wichtige Lyrikerin vom Kollegen und Freund Heinz 
Janisch:

„Ist das genug? Es ist die Welt.“
Eine der großen lyrischen Stimmen Österreichs ist tot.
Die Dichterin und Übersetzerin Doris Mühringer verstarb in der Nacht vom 25. auf 
den 26.Mai in einem Wiener Krankenhaus. In den letzten Jahren hatte sie sich ganz 
in ihre Wohnung zurückgezogen, das Haus kaum mehr verlassen.
Doris Mühringer gehört zu den „bekannten unbekannten“ Namen der 
österreichischen Literatur nach 1945.
Dabei müsste ihr Name  in einem Atemzug mit anderen berühmt gewordenen 
Dichterinnen ihrer Generation genannt werden ¯Christine Busta, Ingeborg 
Bachmann, Christine Lavant, Ilse Aichinger...
1954 erscheinen in den von Hans Weigel herausgegebenen „Stimmen der 
Gegenwart“ Gedichte von Doris Mühringer, im selben Jahr erhält sie den Georg-
Trakl-Preis. Kurz darauf wird ihr der Preis der „Neuen Deutschen Hefte“ 
zugesprochen. Wenige, schmale Gedichtbände sind von ihr erschienen, einige ¯ 
vergriffene - Bilderbücher für Kinder, kurze Prosatexte ¯ ihr Werk ist langsam 
gewachsen, ist in großer Zurückgezogenheit entstanden. Doris Mühringer hat sich 
stets radikal dem Schreiben zugewandt, ihr Leben danach eingerichtet ¯finanziell 
stets vom Minimum lebend, sparsam, genügsam, sie ist nie „in der Auslage 
gestanden“. Geboren wird Doris Mühringer am 18.9. 1920 in Graz. Im Alter von 
sieben Jahren erkrankt sie schwer, sie muss monatelang im Bett bleiben, muss 
danach mühsam das Gehen wieder lernen. In dieser Zeit entdeckt sie die Welt der 
Bücher, alte kostbare Märchenbücher werden  zur „Schatzkiste“, in der sie wieder 
und wieder Neues, Überraschendes  findet. Das Märchen vom „Machandelbaum“ 
etwa wird zu einem Lieblingsmärchen, das im Gedächtnis blieb, das in einigen 
Gedichten zitiert wird. Wie überhaupt der Märchenton aus dieser frühen 
Leseerfahrung immer wieder hörbar wird in ihren Texten.
1929 übersiedelt die Familie nach Wien.
Nach dem Krieg geht Doris Mühringer nach Salzburg. Zufällig lernt sie Hans Weigel 
kennen, er organisiert eine Lesung junger Autoren . Darunter sind Ingeborg 
Bachmann, Gerhard Fritsch, Christine Busta - und Doris Mühringer.
Hans Weigel überredet Doris Mühringer nach Wien zu kommen.
Schon bald gehört sie in Wien zum legendären Künstlerkreis um Hans Weigel im 
Cafe Raimund. Er wird ihr Mentor.Doris Mühringer war Mitglied des PEN-Clubs, des 
Literaturkreises PODIUM, sie war jahrzehntelang durchaus im öffentlichen 
literarischen Leben vertreten, nahm an Lesungen teil, ging 1969 auf eine Vortrags -
und Lesereise in die USA.
Sie wurde mit dem Ehrentitel „Professor“ ausgezeichnet, erhielt die „Silberne 
Ehrenmedaille der Stadt Wien.“
Und dennoch ist es still um sie und ihr Werk geblieben, ist sie heute eine der großen 
vergessenen lyrischen Stimmen des Landes.
Ihre Schüchternheit, ihre Scheu vor Menschen sei  „beim Berühmtwerden“  wohl im 
Wege gestanden, sagte Doris Mühringer bei einem Gespräch für die Ö1-Porträtreihe 
„Menschenbilder“.
Im Verlag Styria und in  der „Bibliothek der Provinz“ sind  Gedichtbände von Doris 
Mühringer erschienen. 
Ihr literarischer Nachlass liegt ¯ auf ihren Wunsch- im Franz-Nabl-Institut in Graz.
Es gilt, das beeindruckende Werk einer großen Lyrikerin  neu zu entdecken.

Lieferbare Bücher von Doris Mühringer:

Das hatten die Ratten vom Schatten, Ein Lachbuch, Styria 1989/1992
Reisen wir. Ausgewählte Gedichte, Styria 1995
Aber jetzt zögerst du, Späte Gedichte, Bibliothek der Provinz 1999
Auf der Wiese liegend, Kinder-Gedichte, Bibliothek der Provinz 2000
Achtzig für achtzig Gedichte und Prosa, Bibliothek der Provinz 2000
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Helmuth A. Niederle: (Hrsg.): Es verirrt sich die Zeit. Doris Mühringer. 
Das gesammelte Werk. Vierviertelverlag, Strasshof, Wien 2005.

Rezensionen des Österreichischen Bibliothekswerks unter
http://kurzurl.net/muehringer

Ein Porträt der Lyrikerin findet sich auch in den bn3/2005

Eine Würdigung ihres literarischen Werkes in unseren Bibliotheken und bei 
Veranstaltungen wäre schön und wichtig.

Mit lieben Grüßen aus dem Österreichischen Bibliothekswerk
Elisabeth Zehetmayer








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