biblio: WG: Adelheid Dahimene nach langer schwerer Krankheit verstorben
Christina Repolust
christina.repolust at seelsorge.kirchen.net
Mi Dez 1 10:48:06 CET 2010
Poesie macht die Wangen rot
Die mehrfach ausgezeichnete Autorin Adelheid Dahimene (geb. 1956) ist
verstorben. In Wels, wo sie in der Klopstockstraße wohnte, weitere
Bilderbücher, Gedichte und einen Roman schrieb. Ihre Kinder wollten es
nie so gerne hören, dass sie ihretwegen einst nach Obernberg am Inn
gezogen sei. Offen hat Adelheid Dahimene bei ihren Lesungen in den
Öffentlichen Bibliotheken in Österreich von ihrem Schreiben erzählt;
seit 1991 publizierte die in Altheim geborene Autorin, die "der
Sicherheit, du weißt schon, der Kinder wegen, da braucht es solide
Grundlagen zum Leben" lange Zeit neben dem Schreiben noch als
Buchhalterin gearbeitet hat. Dann aber ging es so richtig los.
"Hicks!" ein Buch über Schluckauf im Grosser-Verlag verströmte
Fröhlichkeit, was am Text sowie an den Illustrationen von Heide
Stöllinger liegt. Für "Esel" bekam dieses Duo viele Preise, dieses
Bilderbuch begeistert Kinder wie Erwachsene, besonders jene, die gerade
ein Ehe- oder Partnerschaftsjubiläum feiern. "Der Schatten vom Hans",
"Schnell, Rudi, schnell" erzählten von stillen Momenten, von Mohnnudeln
mit viel Butter. Als Heide Stöllinger immer wieder davon schwärmte,
endlich einmal Hendln - zu deutsch Hühner - zeichnen zu wollen - schrieb
Adelheid Dahimene für sie beide und die LeserInnen natürlich auch den
Text des Bilderbuchs "Das Brillenhuhn." "Poesie färbt die Wangen rot",
lautete eine ihrer kleinen Poetik-Vorlesungen.
Sie selbst hat die Sommer ihrer Kindheit mit "Die rote Zora" verbracht
und auch darüber reflektiert. Dass Kinder nur das Beste an Literatur
brauchen, dass die "rote Zora" als Erwachsene weit weniger "hergibt, als
damals als Mädchen für mich", hat sie schon verwunden. Sie hat Kinder
und ihre Sprache, ihre Intelligenz und ihren Humor immer sehr ernst
genommen.
Lyrik und Romane, Teilnahme am Bachmann-Wettbwerb, Publikationen im
Standard und in der Presse. Immer wieder kam Adelheid Dahimene in die
öffentlichen Bibliotheken. "Ich spiel nicht Gitarre und stell mich auch
nicht auf den Kopf. Ich lese euch vor und ihr hört zu." - so lautete ein
häufiger Einstieg und alle waren aufmerksam und ruhig. Da las eine, die
das Wort ernst nahm und die Grammatik an ihre Grenzen brachte. Die neue
Wörter schöpfte und das auch noch ganz zackig. "Ja, das Schreiben fällt
mir leicht. Fürs Theater arbeite ich auch gerne, das ist eine
Herausforderung." Eine Adaption des Struwwelpeter-Stoffs sowie von
"Romeo und Julia" haben Adelheid Dahimenes Werkliste ergänzt.
Als sie sich die Mitfahrgelegenheit nach Südfrankreich in einem LKW
organisiert hatte und dem Fahrer von ihrem Beruf "Ich schreibe Bücher"
erzählte, lautete die Mitteilung des betreffenen Fahrers an all seine
Kollegen über Funk: "He, Leute, da fährt eine mit mir mit, die ist so
eine echte Astrid Lindgren und sie schaut auch so aus, glaube ich
jedenfalls, echt cool!"
Vielleicht ein Büchertisch, vielleicht ein Adelheid-Dahimene-Buch als
Weihnachtsgeschenk, vielleicht ein Blick in Ihr Archiv mit Fotos einer
Lesung mit ihr. Aber niemals vergessen wir: Poesie färbt die Wangen rot.
Christina Repolust
Christina Repolust
Fischhornstraße 13
5020 Salzburg
christina.repolust at sprachbilder.at
mobil: 069914058031
Mehr Informationen über die Mailingliste biblio-forum