biblio: Urheberrechtsnovelle / Stellungnahme KRIBIBI
Nikolaus Hamann
nikolaus.hamann at gmx.at
Fr Dez 14 17:47:02 CET 2012
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Derzeit wird im Justizministerium (unter Beiziehung des
Unterrichtsministeriums) über eine Reform des Urheberrechts verhandelt.
Leider wurde keine bibliothekarische Organisation dazu eingeladen. Ich
habe jetzt einmal eine Stellungnahme für KRIBIBI verfasst und an die
Justizministerin geschickt, gleichzeitig aber BVÖ und VÖB aufgefordert,
sich in die Verhandlungen hineinzureklamieren oder zumindest auch eine
Stellungnahme abzugeben.
Da bei der letzten KRIBIBI-Jahrestagung im November beschlossen wurde,
unsere nächste Tagung dem Thema Urheberrecht zu widmen, möchte ich
hiermit eine Diskussion einläuten und bitte Sie/Euch, sich per Adresse
<kribibi at gmx.at> zahlreich zu beteiligen (was auch darin bestehen kann,
als kompetent erlebte ReferentInnen zu empfehlen).
Herzliche Grüße
Nikolaus
Normal 0 21
KRIBIBI-Stellungnahme zur angedachten Reform des Urheberrechts, die gerade
im Justizministerium verhandelt wird (abgesendet 13.12.2012)
Es gibt drei Punkte, zu denen ich aus unserer Sicht Stellung
nehmen möchte:
1. Als mit wissenschaftlichen und künstlerischen
Werken Beschäftigte wissen BibliothekarInnen, dass WissenschafterInnen und
KünstlerInnen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – in unserem
Land nicht zu den Reichen zählen. Es muss daher bei jeder Reform des
Urheberrechts sicher gestellt werden, dass kreativ Tätige von ihrer für
die Gesellschaft wichtigen Arbeit auch sozial abgesichert leben können.
2. Als BibliothekarInnen verlangen wir, dass Bibliotheken auch
digital veröffentlichte und vertriebene wissenschaftliche und
künstlerische Werke sammeln und ihren BenutzerInnen kostenlos zur
Verfügung stellen können. Das muss im Urheberrecht verbindlich
festgeschrieben werden. Es darf nicht sein, dass sich Verlage oder
Verwertungsgesellschaften weigern, Bibliotheken als Bewahrerinnen des
geistigen Reichtums wissenschaftliche oder künstlerische Werke zur
Verfügung zu stellen.
3. Als historisch und politisch denkende Menschen mit
fortschrittlichem Anspruch und Standpunkt wissen wir aber auch, dass alles,
was jemals erdacht, erfunden, geschrieben oder komponiert wurde, auf den
Ideen und Gedanken von anderen aufbaut. Mozart ist ohne Bach genau so wenig
zu denken wie Gershwin ohne die zigtausenden Jazzmusiker, Einstein nicht
ohne Newton, Sloterdijk nicht ohne Kant und Turrini nicht ohne Moliere oder
Feydeau. Das theoretische Konstrukt „Geistiges Eigentum“ muss
daher grundsätzlich neu überdacht werden, denn niemand kann rechtens
behaupten, sein oder ihr Werk wäre ausschließlich seine oder ihre
originäre Leistung. In jedem Gedanken stecken die Gedanken unzähliger
anderer Menschen . Es ist daher notwendig, kreative Arbeit nicht mehr nur
als Ware zu sehen, die auf dem Markt gehandelt werden kann, sondern als
nützlichen Beitrag zum gesellschaftlichen und kulturellen Reichtum. Dem
entsprechend sollten unserer Meinung nach auch andere Abgeltungsmodelle
entwickelt werden, die aber unbedingt der in Punkt 1 formulierten Forderung
Rechnung tragen müssen.
Nikolaus Hamann
11.12.2012
www.kribibi.at
nikolaus.hamann at gmx.at
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