Je mehr ich in meinen Ideen das Senkblei auswerfe, desto mehr finde ich in mir den Abgrund der Widersprüche. Von beinahe allem, was sich über Johann Nestroy sagen lässt, ist auch das Gegenteil wahr. Sein Holofernes seufzt: "Ich möcht' mich einmal mit mir selbst zusammenhetzen, nur um zu sehen, wer der Stärkere is, ich oder ich!" - Und manchmal wünscht man sich, man könnte mit Nestroy selbst so verfahren, nur um ein bisschen Eindeutigkeit ins Bild zu bekommen. Doch er entzieht sich allen Versuchen, ihn greifbar zu machen. Er nimmt Partei für die Armen - und entlarvt ihre Sehnsüchte als ebenso materialistisch wie die der Reichen. Er schreibt das Revolutionsdrama - und macht sich lustig über die Revolutionäre. Er führt seine Bücher mit der Pedanterie eines Schulmeisters - und schlägt sich auf die Seite der anarchistischen Lumpen. Er verjuxt die Hälfte seines Vermögens für Amouren und Spielschulden - und verbringt doch sein Leben in einem ehe-ähnlichen Zustand mit ein und derselben Frau. Unter dem Titel ICH ODER ICH geht derzeit eine Ausstellung diesen Widersprüchen nach. Im NEUEN MUSEUM SCHWECHAT ist noch bis 4. August und wieder ab 22. September 2001 eine Annäherung an den Dichter zu sehen, die mit Hilfe von Aufführungsbildern, Textstücken und assoziativem Material auf kulinarische Weise ein Bild der facettenreichen Persönlichkeit Johann Nestroys vermittelt. Informationen unter www.nestroy.at oder unter der Wiener Telefonnummer 707 82 72. """"""""""""""""attachment-filter für das biblio-forum"""""""""""""""" Alternative Version (text/html) entfernt """"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""